Freitag, 21. April 2006
Rostkur Tag 6 - Zinnvolles Arbeiten
Ich habe mich gestern abend mal durch diverse Internetforen und andere Seiten gelesen was das Thema Rostschutz/Spachtel/Lackaufbau betrifft und bin fast verzweifelt. Also bislang habe ich immer zunächst mal mit Rostumwandler, dann mit Spachtel und schließlich noch mit Füller und Lack gearbeitet. Dass das nicht die beste Methode sein kann schließe ich einfach mal daraus dass meine letztjährigen arbeiten an der Front nach nichtmal einem halben Jahr schon wieder durchgebrochen sind... Auf der Suche nach Methoden (Verzinnen, Spachteln, Grundieren, Behandlung mit Wachs mit Fett usw.) findet man überraschenderweise immer sehr deutliche Antworten. Jeder weiß ganz genau mit welcher Methode es nie wieder rostet und dass alle anderen nichts taugen und der Rost sofort wieder kommt. Das kleine Problem bei der Sache ist, dass es etwa 150 solche Meinungen gibt die sich gegenseitig so ziemlich alle ausschließen. Der eine sagt Spachtel funktioniert super wenn mans richtig macht, der andere rät von Spachtel komplett ab. Einmal wird Verzinnen als das Nonplusultra angepriesen, wo anders steht dass es unter dem Zinn auch rostet. In Sachen Lackaufbau und Wunderprodukten gibt es ohnehin scheinbar unendlich viele Kombinationen, die praktisch alle als "die beste", "das einzig vernünftige" oder "so und nicht anders" angepriesen werden... Ich glaube die einzige Möglichkeit ist wirklich so ein paar grundlegende Unterschiede mal nacheinander durchzuprobieren (Nacheinander = Rostperioden) und eigene Erfahrungen zu sammeln...

Damit habe ich dann heute mal angefangen und mich wie schon länger angekündigt am Karosseriezinn zu versuchen. Eigentlich hatte ich ja schon ein bischen Angst, als ich in der Beschreibung etwas gelesen habe von "...bedarf es etwas Übung...", "...Schwierigkeit besteht darin..." und "Gerade am Anfang passiert es noch leicht, dass man zu stark erhitzt...". Aber zu meiner Überraschung waren meine Sorgen völlig unbegründet, im großen und ganzen lässt sich das Zinn doch relativ gut handhaben. Hier mal eine kleine Schritt-für-Schritt Dokumentation:

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Die Ausrüstung

Man benötigt eigentlich gar nichtmal sehr viel Equipment um zu Verzinnen, das Stangenzinn und Flussmittel bekommt man angeblich sogar im Baumarkt (ich habe alles bis auf den Brenner beim Korrosionsschutz Depot bestellt) . Den Holzspatel und die Karosseriefeile benötigt man nicht unbedingt, bzw. kann sie durch Sachen ersetzen die man eh schon da hat. Ach ja eine kleine Dose Zinnpaste braucht man noch, die ist hier nicht mit abgelichtet.

1.Schritt: Grundschicht

Um überhaupt einen Haftgrund für das Zinn zu bekommen muss zunächst eine dünne Schicht auf das Blech gebracht werden. Dazu verwendet man eine Zinnpaste, die deckend auf die Fläche gepinselt wird (1). Diese Schicht wird mit der Lötlampe erwärmt und durch das Verdampfen des Flussmittels bleibt eine dünne Zinnschicht zurück, Verunreinigungen und Flussmittelreste treten an die Oberfläche (2). Da das Flussmittel Säurehaltig ist und selbst kleine Reste auf die Dauer das Blech angreifen muss nun alles gründlich mit Wasser abgewaschen werden (3):



So sah dann das komplette Ergebnis aus:


2.Schritt Zinnauftrag

Nun wird das Stangenzinn auf die Fläche aufgetragen. Dazu zitiere ich mal die Anleitung vom Korrosionsschutz Depot:

"Mit der Flamme von der Lötlampe wird eine etwa 5 x 5 cm große Fläche vom Blech erwärmt. Gleichzeitig hält man die Zinnstange an den Flammenrand, so dass das Zinn warm wird aber noch nicht schmilzt. Hin und wieder tupft man mit der Stange an das warme Blech; schmiert das Zinn dann an der Oberfläche leicht weg und bleibt auf dem Blech haften, ist der richtige Zeitpunkt erreicht, das Zinn etwas stärker zu erhitzen. Wenn der untere Teil der Stange wachsartig weich ist, wird mit einer leichten Drehung, ein Zinnbatzen auf das Blech gesetzt."

Das funktioniert eigentlich relativ gut so wie es da beschrieben ist, das einzige Problem ist dass ab und an mal ein halber Zentimeter der Stange vorne abbricht wenn man zu einseitig erhitzt. Wichtig ist hier erstmal nur dass überhaupt was auf dem Blech kleben bleibt, Formen kommt im nächsten Schritt:

3.Schritt Glätten

Nachdem genug Zinn aufgetragen wurde, wird das Zinn stellenweise nochmal erwärmt und mit dem Holzspatel glatt gestrichen. Wie schon beim Zinnauftrag muss man ein bischen aufpassen, wenn man zu sehr erwärmt fließt alles wieder ab. Hier ist die Sache mit dem Holzspatel ein bischen problematisch, der brennt ziemlich schnell an selbst wenn man ihn wie das Korrionsschutz-Depot vorschlägt mit Leinöl einstreicht. Von Metallspachteln wird abgeraden, da die Wärme zu schnell abführen und das Zinn gleich wieder fest wird.



Bei diesem Schritt sollte das Ergebnis schon möglichst glatt sein, da sich hinterher nur noch kleinere Ungenauigkeiten kalt ausbessern lassen.

4.Schritt Feinschliff

Das erkaltete Zinn kann man am Ende noch mit der Karosseriefeile bzw. Schleifpapier glatt schleifen. Da das Stangenzinn Blei enthält sollte man dazu möglichst keine Maschinen verwenden bzw. nur mit Atemschutz!
Hier nochmal mein Ergebnis nach allen Schritten:



Es ist noch nicht so ganz perfekt, aber fürs erste mal finde ich es ganz akzeptabel. Das größte Problem ist in der Tat die Temperatur so zu halten, dass das Zinn gerade flüssig wird aber nicht wegläuft. Bis man eine halbwegs glatte Oberfläche hinkriegt braucht es halt doch etwas Übung ;)

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So, das war mein kleiner Kurs. Ich übernehme übrigens keine Haftung für versaute Karossen wenn sich einer nach meiner Anleitung richtet und Chaos produziert :P

Außer der Verzinnung kam heute auch endlich das neue Federelement rein:



Danach wurde der Mini trotz fehlendem Stoßdämpfer auf die andere Seite gedreht (habe festgestellt dass der dazu nicht zwingend notwendig ist) und schonmal die Verschönerungsarbeiten an Bremstrommel und Bremssattel analog auch hier ausgeführt:





Zu guter letzt kam dann noch das andere Federelement raus:



Also alles in allem war heute doch ein sehr produktiver Tag. Morgen gehts dann weiter mit dem neuen Federelement und der Verzinnung an der Front, außerdem wird das Heckblech dann endgültig fertiggeschweißt.

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